
Funkel im Interview: „Wir spielen auf Sieg“
Friedhelm Funkel spricht im dritten und letzten Teil des Interviews mit fc.de über den Sieg am Freitagabend in Nürnberg, den Sonntags-Gegner 1. FC Kaiserslautern und die Kulisse am kommenden Sonntag. Zudem verrät er, ob er wirklich immer so ruhig ist, wie er wirkt.
Friedhelm, hast Du in der 90. Minute am Freitagabend noch an den Siegtreffer geglaubt?
Friedhelm Funkel: Ja, ich habe immer dran geglaubt. Die Mannschaft ist ruhig geblieben, hat immer wieder nach vorne gespielt und hat situativ auch den Gegner vorne attackiert. Tim hat dann genau richtig erkannt, dass der Torwart ein bisschen leichtsinnig wurde.
Du warst dann auch vor dem Auswärtsblock, hast die Spieler geherzt. Wie blickst Du auf die Emotionen nach dem Spielende zurück?
Die Emotionen waren groß. Ich war erleichtert, dass alles, was wir uns erarbeitet hatten, positiv ausgegangen ist. Auch für die Ausgangslage am letzten Spieltag. Ich war mir relativ sicher, dass Elversberg und Paderborn gewinnen würden. An unserer Ausgangssituation hat sich insofern nichts verändert: Wir müssen gewinnen, denn wir bekommen nichts geschenkt. Wenn wir das schaffen oder einen Punkt holen, sind wir aufgestiegen – eine bessere Ausgangssituation zu Hause kannst du nicht haben.
Du sprichst davon, dass Ihr gewinnen müsst. Ist es die klare Devise, auf Sieg zu spielen, auch wenn ein Punkt schon reichen würde?
Wir wollen gewinnen und werden auf Sieg spielen. So gehe ich in jedes Spiel. So haben wir es auch in Nürnberg gemacht. Wenn wir dann Unentschieden gespielt hätten, wäre ich auch zufrieden gewesen. Am Sonntag wäre ich noch zufriedener mit einem Punkt. Aber die Gefahr ist dann immer, dass du noch ein Tor kassieren kannst. Wir wollen gewinnen, wollen nach vorne spielen.

Du strahlst auf die Mannschaft und das Umfeld eine enorme Ruhe aus. Bist Du innerlich wirklich so ruhig oder ist dann doch auch eine gehörige Portion Nervosität dabei?
Natürlich gibt es auch solche Momente. Aber die sind mit zunehmender Erfahrung weniger geworden, weil ich alles schon erlebt habe: Aufstiege, Abstiege, Klassenerhalt. Ich weiß, dass du als Trainer vieles beeinflussen kannst, aber nicht alles. Wir haben ein fantastisches Trainerteam und bereiten uns bestmöglich vor. Deshalb kann man ein gutes Gefühl und Ruhe haben vor dem alles entscheidenden Spiel. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, kommen auch bei mir Emotionen hoch, dann werde ich nicht nervöser, aber aktiver. In der Kabine bin ich dann wieder sehr ruhig.
Der Gegner ist Kaiserslautern, die noch in die Relegation kommen können. Welche Kontakte hast Du noch dahin, was erwartest Du für einen Gegner?
Sie hatten am Sonntag acht Spieler auf dem Platz, die vergangene Saison bei mir auch gespielt haben. Ich kenne die Mannschaft sehr gut. Das sind gute Spieler und auch gute Jungs. Bei Standards sind sie sehr gefährlich. Mit Ragnar Ache haben sie einen Stürmer, der nicht lange fackelt, wenn er abschließen kann. Wir müssen versuchen, ihn nicht zum Abschluss kommen zu lassen. Sie haben viel Erfahrung mit Spielern wie Jean Zimmer, einen guten Torwart. Das wird eine schwere Aufgabe. Trotzdem bin und bleibe ich optimistisch.

Ein Pokalfinale macht sicher etwas mit einem. Welche Bindung hast Du vergangene Saison nach Kaiserslautern aufgebaut?
Es war nicht nur das Pokalfinale, ich habe einen guten Kontakt zu ehemaligen Spielern und zu Verantwortlichen, ein freundschaftliches Verhältnis. Zu Kaiserslautern werde ich immer eine Bindung haben, das will ich auch nicht missen. Es gibt Leute, die sagen, man könne nicht zwei Vereine im Herzen haben. Das kannst du wohl. Tiefer im Herzen habe ich den 1. FC Köln, weil ich das dritte Mal hier bin, weil ich oft hier bin, weil es nahe an meinem Wohnort ist. Nach Kaiserslautern bin ich gekommen, da waren an einem Mittwoch im Februar – es war arschkalt – beim ersten Training 1.500 Leute. Die Leute mögen mich dort auch. Wie sie mich empfangen und dann auch verabschiedet haben, das werde ich nie vergessen. Das war so herzergreifend, dass mir die Tränen gekommen sind.
50.000 Fans im RheinEnergieSTADION, über 300.000 Karten hätten verkauft werden können. Welcher Faktor kann diese Kulisse am Sonntag werden?
Ein ganz großer. Das Stadion wird richtig gut mitgehen und der Mannschaft Halt geben. Unsere Mannschaft muss versuchen, Leidenschaft zu zeigen, aber auch ruhig zu bleiben. Wir dürfen nicht zu gierig sein. Wenn man zu gierig ist – auch in anderen Lebenssituationen – das ist nie gut. Leidenschaft von der ersten bis zur letzten Sekunde zeigen, sich in jeden Zweikampf werfen, sich aber trotzdem an die Vorgaben halten. Dann steigen wir am Sonntag auf.
Also: Heißes Herz, kühler Kopf.
Ganz genau.
Hier lest Ihr Teil 1 und Teil 2 des Interviews mit Friedhelm Funkel.