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Kacper Przybylko: „Die Kölner sind echt überall“

10.4.2025

Er startete seine Profikarriere beim FC: Kacper Przybylko debütierte unter Cheftrainer Holger Stanislawski und trug insgesamt drei Jahre lang den Geißbock auf der Brust. Aus Köln zog er später nach Fürth weiter. Der endgültige Durchbruch gelang ihm aber erst im Ausland. Im Interview mit fc.de spricht der heute für den FC Lugano aktiven Stürmer über seine Zeit in der Domstadt, die Erfahrungen im Ausland und FC-Fans in den USA.

Kacper, Du hast bereits für mehrere Clubs auf verschiedenen Kontinenten gespielt. Fällt es Dir da schwer bei Deinen ehemaligen Vereinen auf dem neusten Stand zu bleiben?

Kacper Przybylko: Ich bin keiner, der jedes Spiel schaut. Da gibt es Mitspieler, die verfolgen alle Ligen und kennen jeden Spieler. Trotzdem schaue ich mir die Partien meiner ehemaligen Teams gerne an. Seitdem ich wieder in Europa spiele, fällt mir das auch leichter. Durch die Zeitumstellung war das vorher nicht möglich.

Deine Zeit beim FC liegt zwölf Jahre zurück. Hast Du noch Verbindungen nach Köln?

Mein älterer Bruder wohnt in der Region, liebt die Stadt und ist öfter dort. Ansonsten gibt es leider nicht mehr viele Verbindungen. Ich habe mich sehr gefreut, als wir im Wintertrainingslager ein Testspiel gegen den FC absolviert haben und ich länger mit Thomas Kessler sprechen konnte. Trotzdem drücke ich dem FC immer die Daumen, wenn ich die Spiele schaue. Ich hatte eine super Zeit, vor allem dank der Fans. Ich schicke liebe Grüße an alle FC-Fans und hoffe am Freitag auf einen Sieg.

Du bist damals für die U21 verpflichtet worden, konntest Dich durch starke Leistungen aber schnell in den Fokus der Profis spielen. Welche Erinnerungen hast Du an die Zeit?

Meine erste Zeit in der U21 war sehr erfolgreich. Dass ich so schnell bei den Profis eingebunden wurde, war für mich als junger Spieler ein Glücksgriff. Ich durfte viele Erfahrungen sammeln und habe von meinen Mitspielern einiges gelernt. Den ersten Schritt im Profigeschäft vergisst du nicht. Außerdem war es einfach eine schöne Zeit.

Gibt es einen Moment im FC-Trikot, der Dir besonders im Kopf geblieben ist?

Mein erstes Tor für den FC gegen den VfR Aalen. Da habe ich den Ball in der Nachspielzeit zum 1:0 in den Knick gehauen. Das war ein unbeschreiblicher Moment, den ich niemals vergessen werde.

Nach einer Leihe bist Du nach Fürth weitergezogen. Wie hast Du den Club erlebt?

Fürth war meine kürzeste Station, aber trotzdem sehr schön. Der Verein hatte damals schon eine super Infrastruktur. Für mich persönlich war es eine schwierige Zeit. Der Großteil des Kaders war neu zusammengestellt, gleichzeitig haben wir gegen den Abstieg gespielt. Da war es für mich als junger Stürmer nicht einfach.

War der Wechsel eine große Umstellung für Dich?

Der FC ist ein großer Traditionsverein mit einer riesigen Fanbase. Wenn die Hymne gespielt wird, kriege ich sofort Gänsehaut. Dadurch ist der Druck selbstverständlich höher. Die Zeit in Fürth war zu kurz, um sie fair zu bewerten. Am Ende waren wir alle froh, dass wir die Klasse halten konnten.

Du hast bei jeder Deiner Stationen Deine Tore erzielt und kommst insgesamt auf 20 Zweitligatore. Warum konntest Du Dich dort trotzdem nicht final durchsetzen?

Für die Spielzeit habe ich es schon gut gemacht. Ich war noch jung und habe in den meisten Jahren gegen den Abstieg gespielt. Da habe ich nicht die Chancen bekommen, die ich zu dem Zeitpunkt gebraucht hätte. Später in meiner Karriere habe ich dann gemerkt, dass es auch anders laufen kann. Als es dort in der Mannschaft lief, kamen die Tore wie am Fließband.

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Du hattest in dieser Zeit mit Verletzungen zu kämpfen. Wie bist Du damit umgegangen?

Zum Ende meines Vertrages in Kaiserslautern kam ich gerade aus einer schweren Verletzung, die sich lange gezogen hat. Dadurch sind viele interessierte Vereine vom Boot gesprungen, die mir zum Teil nicht mehr zugetraut haben, professionell spielen zu können. Ich wollte mir diesen Stempel nicht aufdrücken lassen und habe einen anderen Weg eingeschlagen. Ich war beispielsweise eine Woche im Probetraining bei Sunderland, was mir großen Spaß bereitet hat. Die waren auch interessiert, wollten aber noch eine weitere Woche schauen, wie ich das Training mit meinem Fuß verkrafte. Ich war das erste Mal ohne einen Vertrag und etwas ungeduldig, deswegen habe ich mich dann anders entschieden.

Stattdessen ging es für dich in die USA, korrekt?

Genau, ich habe in Philadelphia drei Tage mittrainiert und schon hatten mir die Verantwortlichen einen Vertrag vorgelegt. Dieses Vertrauen war für mich unglaublich wichtig. Da wusste ich sofort: Das muss ich machen!

Wie kann man sich das Leben als Fußballprofi in den USA vorstellen?

Es ist ruhiger und stressfreier als in Europa. Der Fußball in den Staaten wächst gerade, muss sich aber hinter den großen US-Sportarten anstellen. Das Spiel ist athletischer und etwas schneller. Technisch und taktisch ist Europa aber noch deutlich weiter.

Konntest Du dadurch Dein Privatleben ein Stück mehr genießen?

Wenn du oben mitspielst, wirst du auf der Straße schon manchmal angesprochen, aber selbstverständlich nicht in dem Ausmaß wie in Europa. Dazu gibt es tatsächlich eine Geschichte mit FC-Bezug. In Chicago habe ich häufiger Fans im FC-Trikot getroffen, die für Rafa Czichos und mich im Stadion waren. Das war geil. Die Kölner sind echt überall (lacht).

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Du hast mit Philadelphia und Chicago in großen Städten gespielt. Wie hast Du den amerikanischen Lifestyle wahrgenommen?

Es war etwas anderes, aber hat mir sehr gefallen. Als Fußballer hast du das Privileg, viel zu reisen und ich durfte dadurch einiges sehen. In den USA ist alles etwas größer. Am Anfang hatte ich mit der Sprache und den verschiedenen Slangs noch ein paar Probleme, das hat sich aber schnell gelegt. Ich fühle mich insgesamt sehr schnell wohl. Ich brauche nur meine vier Wände und ein Dach über dem Kopf – dann bin ich glücklich.

Wie ordnest Du die Zeit in der MLS sportlich ein?

Es war eine erfolgreiche Zeit. In Philadelphia habe ich viel Vertrauen gespürt. Selbst wenn ich ein paar Spiele nicht getroffen habe, hat der Trainer weiter auf mich gebaut. Dafür bin ich sehr dankbar und gleichzeitig glücklich, dass ich das Vertrauen mit einigen Toren zurückzahlen konnte.

Viele Profis wechseln zum Ende der Karriere in die MLS. Du hast Dich für den anderen Weg entschieden. Wolltest Du es Dir in Europa nochmal beweisen?

Ich bin jetzt 32 Jahre alt und muss, glaube ich, niemandem mehr etwas beweisen (lacht). Ich habe mich über das Interesse aus Lugano gefreut. Unmittelbar nach meinem Wechsel in die USA habe ich Europa vermisst, das hat sich aber schnell gelegt. Als ich dann das erste Mal in Lugano trainiert habe, ist mir wieder aufgefallen, wie hoch die Qualität hier ist. Dazu kommt die geniale Fankultur – ich genieße es gerade sehr.

In der UEFA Conference League seid Ihr bis ins Achtelfinale vorgestoßen. Wie war die Erfahrung?

Meine ersten europäischen Spiele waren eine unglaubliche Erfahrung. Die Mannschaften haben eine enorme Qualität und sind einfach eiskalt. Das mussten wir in der K.o.-Phase dann auch erfahren. Wir haben es gut gemacht, auf dem Niveau wirst du aber für jeden noch so kleinen Fehler sofort bestraft. Das wird dir erst klar, wenn du auf dem Platz stehst.

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Was sind Eure Ziele für den Rest der Saison?

Wir hatten trotz der Dreifachbelastung lange eine sehr gute Ausgangslage. Das hat sich nun leider etwas gewendet, weil wir neben der Conference League auch aus dem Pokal ausgeschieden sind. Jetzt fokussieren wir uns auf die Meisterschaft, wo wir gerade auf Tabellenführer Basel etwas Punkte verloren haben. Wir haben in der regulären Saison noch zwei Spiele und dann kommen die Playoffs. Da ist bekanntlich alles möglich.

Du hast deutlich mehr erleben dürfen als der durchschnittliche Bundesligaprofi. Bist Du rückblickend zufrieden mit Deinem Weg?

Ich bereue nichts und bin glücklich, alles mitgenommen zu haben. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Ich habe in den USA meine Frau kennengelernt, mit der ich heute zwei wunderbare Kinder habe. Jetzt bereisen wir als Familie Europa, was nochmal eine super Erfahrung ist. Hätte ich mich nicht verletzt, wäre ich wahrscheinlich auch in Deutschland geblieben. Da hast du mit der ersten und zweiten Liga einfach zwei geile Wettbewerbe. Trotzdem bin ich mit meinem Weg sehr zufrieden.