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SCP-Kapitän Obermair: „Das ist unsere größte Stärke“

27.3.2025

Der SC Paderborn 07 empfängt am kommenden Samstag (13 Uhr) den 1. FC Köln zum Duell zwischen dem Tabellendritten und Tabellenzweiten in der 2. Bundesliga. Die Paderborner sind mit vier Siegen und zwei Remis aus den vergangenen sechs Spielen richtig gut drauf. Kapitän Raphael Obermair ordnet die Situation im Interview ein, zudem spricht er über das flexible Spiel des SCP und seinen ungewöhnlichen Weg von der Bayernliga über das Profitraining beim FC Bayern in den Profifußball.

Raphael, Ihr steht nach 26 Spieltagen auf dem dritten Platz. Wie bewertest Du Eure bisherige Saison?

Raphael Obermair: Während der Vorbereitung hätten wahrscheinlich nur wenige gedacht, dass wir oben mitmischen können. Deshalb ist die Saison bislang sehr gut und wir können alle zufrieden sein. Jetzt hoffen wir, dass es so weitergeht.

Spürt man nach den vergangenen sechs Spielen mit vier Siegen und zwei Unentschieden eine Euphorie rund um den Club?

Nicht nur nach den letzten Spielen. Schon nach unserem Sieg bei Hertha BSC im Olympiastadion am ersten Spieltag herrschte im Team und im Umfeld eine gewisse Euphorie. Das ist in dieser Saison noch einmal stärker als in meinen ersten beiden Jahren in Paderborn. Die vergangenen Wochen haben das verstärkt, wir schwimmen aktuell auf einer Euphoriewelle. Dennoch wissen wir, dass das nicht selbstverständlich ist, sondern viel harte Arbeit für uns als Mannschaft und für den gesamten Verein bedeutet. Deshalb müssen wir dranbleiben.

Du sprichst an, dass es Dein drittes Jahr in Paderborn ist, vor der Saison wurdest Du zum neuen Kapitän ernannt. Was bedeutet Dir das?

Es ist mit viel Stolz verbunden. Als ich 2022 nach Paderborn gekommen bin, war dieser Weg nicht unbedingt absehbar. Seitdem gab es einige personelle Veränderungen innerhalb der Mannschaft, sodass ich inzwischen einer der dienstältesten Spieler bin. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich das Amt übernehmen durfte, und konnte in die Rolle hineinwachsen.

In den Medien war in Bezug auf Deine Nominierung als Kapitän vom „leisen“ Obermair zu lesen. Wie interpretierst Du Deine Führungsrolle?

Bevor ich nach Paderborn kam, war ich Drittligaspieler und habe mich entsprechend erst einmal untergeordnet. Ich konnte mich hinter anderen Führungsspielern entwickeln, konnte lernen und in eine neue Rolle hineinwachsen. Inzwischen kann ich mich gut mit der Führungsrolle identifizieren. Ich bin kein Lautsprecher, wie vielleicht andere Kapitäne. Aber wenn es angebracht ist, kann ich auch ein ernstes Wort sprechen. Die großen Motivationsreden vor der Mannschaft halten andere, ich übernehme Verantwortung vor allem auf dem Platz.

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Ihr hattet rund um die Winterpause nur einen Punkt aus vier Spielen geholt. War in dieser Phase die Führungsarbeit besonders wichtig?

Wir waren immer vorne mit dabei, und in Paderborn bricht keine Krise aus nach vier nicht so erfolgreichen Spielen. Es ist eine Entwicklung über die Saison und gerade mit einer sehr jungen Mannschaft muss man schlechtere Phasen auch einkalkulieren. Junge Spieler kommen nicht an jedem Wochenende an ihre Leistungsgrenze. Wir hatten in der ganzen Saison eine gute Stimmung in der Mannschaft, wir fühlen uns alle wohl in der Gruppe. Da gibt es keine Ausreißer, bei denen man als Kapitän besonders eingreifen muss. Darauf legt auch der Verein großen Wert.

Dein persönlicher Weg war nicht der gewöhnlichste. Ohne NLZ hast Du Dich über die Bayernliga für die zweite Mannschaft des FC Bayern empfohlen. Plötzlich standest Du im Training der Bayern-Profis und warst einmal sogar im Bundesliga-Kader. Wie blickst Du auf diese Phase zurück?

Während dieser Zeit konnte ich es gar nicht richtig genießen, weil alles so rasant verlief. Ich kam aus der Bayernliga nach München mit der Hoffnung, einige Spiele in der Regionalliga machen zu können. Ein paar Wochen später stand ich dann schon mit den Profis auf dem Trainingsplatz. Rückblickend ist es Wahnsinn, was ich da erreicht habe und mit welchen Fußballern ich auf dem Platz stehen durfte.

Was konntest Du Dir von den prominenten Kollegen abschauen?

Vor allem das Drumherum mit Spielern wie Franck Ribery, Arjen Robben, Robert Lewandowski, Philipp Lahm, Manuel Neuer oder Xabi Alonso. Wie sie die Einheiten vor- und nachbereiten. Während des Trainings lernt man natürlich auch enorm viel, sei es Handlungsschnelligkeit, Präzision oder Tempo. Ich habe in jeder Sekunde etwas mitgenommen für die spätere Laufbahn. Ich bin sehr dankbar, dass ich das miterleben durfte.

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Offiziell wirst Du durch eine Kadernominierung, als Du in Leverkusen auf der Bank warst, als Deutscher Meister 2017 gelistet. Fühlst Du Dich auch als solcher?

(lacht) Nein, tatsächlich nicht. Bei transfermarkt steht die Meisterschale in meinem Profil. Für mich war es damals eine Auszeichnung, mitfahren zu dürfen, nachdem ich in den Trainingseinheiten Gas gegeben hatte. Durch Verletzungen anderer Spieler bin ich dann reingerutscht.

Beim FC Bayern stehen vor allem die Gier nach Erfolg und der unbedingte Wille im Fokus. Etwas, das Dir bis heute hilft?

Wenn du das Trikot des FC Bayern anziehst, geht es darum zu gewinnen – egal ob im Training, in der Bundesliga oder in der Regionalliga. In jedem Trainingsspiel geht ums Gewinnen. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass alle eine Mentalität haben, immer gewinnen zu wollen. Das habe ich bis heute noch in mir drin, das bekommt man auch nicht so schnell raus.

Damit zurück nach Paderborn. Wenn man wenige Spieltage vor dem Saisonende auf Platz drei steht: Wie sehr will man die Saison dann vergolden?

Für den Verein und uns als Mannschaft ist es nicht selbstverständlich, dass wir acht Spieltage vor Schluss oben mitmischen und große Mannschaften ärgern können. Wir sind sehr froh über die Situation und müssen das nun jede Woche bestätigen. Das beginnt am Samstag gegen den 1. FC Köln. Auch wenn der FC aktuell vor uns steht, wollen wir das Spiel gewinnen. Was am Ende der Saison rauskommt, werden wir sehen. Für uns ist erst einmal immer das Spiel am nächsten Wochenende das wichtigste.

Das Hinspiel im RheinEnergieSTADION habt Ihr 2:1 gewonnen. Wie blickst Du auf diese Partie zurück?

Wir hatten uns darauf eingestellt, dass der FC den Gegner sehr hoch anlaufen wird. Gegen uns war die Mannschaft aber etwas abwartender, wir haben aber dennoch unsere Lösungen gefunden. In der ersten Hälfte hatten wir ein Stück weit Glück, in der zweiten konnten wir das Spiel auf unsere Seite ziehen. Man muss aber immer aufpassen und darf sich keine unnötigen Ballverluste erlauben, weil Köln vorne sehr gefährliche Spieler hat.

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Erwartest Du am Samstag eine ähnliche Partie?

Ich erwarte, wie eigentlich in jedem Spiel in der 2. Bundesliga, einen offenen Schlagabtausch. Man weiß nie, wie das Spiel laufen wird. Es treffen zwei Teams mit hoher Qualität aufeinander. Beide haben einen offensiven Ansatz, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Der FC ist defensiv seit längerem sehr stabil. Wir haben zwar zuletzt drei Gegentore gegen Kaiserslautern bekommen, davor in fünf Spielen aber nur eines. Es wird ein Spiel, das Spitz auf Knopf stehen wird. Kleinigkeiten werden entscheiden.

Bei Euch wird die besondere Spielweise oft betont. Was macht Euer Spiel unter Lukas Kwasniok aus?

Unsere größte Stärke ist die Flexibilität. Wir können uns schnell auf verschiedene Situationen einstellen und switchen, wenn wir merken, dass der Gegner anders spielt. Die ganze Saison, aber vor allem die jüngsten Spiele macht uns aus, dass wir stabil stehen, wenig zulassen und nach vorne immer gefährlich und facettenreich sind.

Stichwort Flexibilität: Wie fordernd ist diese Art zu spielen für Euch Spieler?

Das brauchen wir als Team auch ein Stück weit, weil wir viele Spieler haben, die immer auf dem Sprung sind und sich bewegen wollen, nicht starr auf einer Position sein. Es tut uns gut, dass wir rotieren, jeder Spieler die Räume suchen kann. Der Trainer gibt uns in der täglichen Arbeit viel Input, sodass wir im Spiel schnell darauf zurückgreifen können.