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Waldschmidt: „Wieder mit mehr Überzeugung“

17.4.2025

Luca Waldschmidt hat mit seinem Elfmeter kurz vor der Pause den 1:1-Ausgleich für den 1. FC Köln am Freitagabend in Fürth erzielt. Im Interview spricht der Offensivspieler über Drucksituationen, Selbstkritik, seine Form und darüber, was im Spiel der FC-Profis besser werden muss.

Luca, Du hast am Freitagabend in Fürth Verantwortung vom Punkt übernommen und per Elfmeter das 1:1 erzielt. Magst du diese Situationen, wenn der Fokus und der Druck am größten sind? 

Luca Waldschmidt: In gewisser Weise schon. Ich übernehme gerne Verantwortung, gehe voran und fühle mich gut in solchen Situationen. Ich gehe selbstbewusst an die Sache ran und will sie erfolgreich meistern. 

Was geht Dir in diesen Situationen durch den Kopf? 

Man kann es als Druck sehen, dass man etwas zu verlieren hat. Oder man sieht es als Chance und freut sich darauf. Ich bin Stürmer und will Tore machen. Ein Elfmeter ist eine riesige Chance, ein Tor zu machen und der Mannschaft zu helfen. Ich sehe immer die Chance und freue mich, dass ich vom Punkt antreten darf. 

Du sagst, dass Du gerne Verantwortung übernimmst. Wie machst Du das abseits von Elfmetern? 

Ich versuche meine Erfahrung ins Team einzubringen und äußere immer klar meine Meinung, wie ich Situationen sehe und wie wir aus meiner Sicht vorankommen können. Ich versuche zu helfen, wo ich das Gefühl habe, dass ich helfen kann. Ich bin aber auch froh, wenn andere Leute da sind, die mir in gewissen Situationen helfen. Es ist wichtig, dass wir füreinander da sind und jeder das Gefühl hat, er kann dem anderen helfen. Da trägt jeder Verantwortung. 

Durch den verwandelten Elfmeter seid Ihr nach einer schwachen ersten Halbzeit mit einem „blauen Auge“ davongekommen, wenn man es so formulieren mag. Wie selbstkritisch blickt Ihr mit etwas Abstand auf diese Leistung? 

Sehr kritisch. Wir sind in Fürth in die Halbzeit marschiert, sind ein bisschen lauter geworden und haben uns gesagt, dass wir so nicht auftreten dürfen. In beide Richtungen, mit dem Ball und gegen den Ball, war es nicht gut. Individuell haben wir viele einfache Fehler gemacht, was den Gegner stark gemacht hat und uns ein schlechtes Gefühl gegeben hat. Es stört uns sehr, dass wir gerade nicht an unserem Maximum spielen. Dementsprechend sind wir sehr kritisch. Nichtsdestotrotz versuchen wir daran zu arbeiten und wieder an unser Maximum zu kommen. Es bringt nichts, nur draufzuhauen, sondern wir müssen auch sehen, was wir gut machen. 

Wie wird das bei Euch im Team und mit dem Trainerteam aufgearbeitet? Ergreift Ihr als erfahrene Spieler auch mal das Wort? 

Wir sprechen innerhalb der Mannschaft viel miteinander, reden über verschiedene Situationen. Vor dem Training am Dienstag haben wir Video geschaut. Der Trainer hat ein paar Szenen gezeigt, mit und gegen den Ball. Wir waren teilweise nicht intensiv genug und haben es in einigen Situationen nicht gut gemacht. Das analysiert man am besten per Video, wie es aussah und wie es im Optimalfall aussehen soll. 

Ihr hattet nun zwei Wochen die Chance, auch durch Patzer der Konkurrenz, Euch oben ein Stück weit abzusetzen. Wie sehr ärgert Ihr Euch, das nicht genutzt zu haben? 

Klar ärgert das einen, definitiv. Ich schaue aber weniger auf die Konkurrenz, vor allem ärgert mich, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben. Wir müssen unsere Aufgaben erledigen. Was drumherum passiert, ist dann erst einmal egal. Das Motto ist weiter, dass wir bei uns bleiben und unsere Aufgaben erledigen müssen. Dann ist links und rechts nicht so wichtig. 

Du hast gesagt, dass Ihr aktuell nicht an Euer Leistungsmaximum kommt. Woran liegt das? 

Was das Pressing angeht, sind wir manchmal nicht intensiv genug oder wir sind nicht klar genug in den Abläufen. Mit dem Ball waren wir gegen Fürth unsauber, hatten aber dennoch Chancen, die wir haben liegen lassen. Es gilt, wieder mehr Überzeugung in unser Spiel zu kriegen – sowohl mit als auch gegen den Ball, und das konsequent durchzuziehen. Mit dem Ball müssen wir eine gewisse Ruhe bewahren und eine gute Mischung finden, wann wir den Ball sicher halten und wann wir nach vorne spielen. Wenn ich dreimal nach vorne spiele und der Ball landet immer direkt beim Gegner, dann fühlt es sich schlecht an. Hier gilt es, wieder bessere Entscheidungen zu treffen.

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Du hast die vergangenen fünf Spiele von Beginn an gemacht und dabei drei wichtige Tore erzielt. Wie bewertest Du Deine Form aktuell selbst? 

Ich fühle mich gut. Für mich ist wichtig, auf Spielzeit zu kommen, um in einen Rhythmus zu kommen. Dann weiß ich, was möglich ist und kann der Mannschaft helfen. Fünf Spiele am Stück habe ich in dieser Saison selten von Beginn an gespielt. Es ist gut für mich, dass ich auf dem Platz stehe und dass ich helfen kann. 

Du hattest in dieser Saison auch schon persönlich schwierigere Phasen, in denen Du nicht von Beginn an gespielt hast, von außen auch teilweise kritischer betrachtet wurdest. Wie gehst Du damit um? 

Der Blick von außen ist für mich nicht entscheidend. Wichtig ist, was intern passiert und wie ich es beurteile. Der Trainer muss Entscheidungen treffen, mit denen er nicht alle Spieler glücklich machen kann. Wenn ich nicht spiele, versuche ich mich dennoch zu zeigen und eine Option für den Trainer zu sein. 

Hat sich Dein Umgang mit solchen Phasen und Bewertungen im Laufe der Karriere verändert? 

Was diese Phasen angeht, auf jeden Fall. Ich habe gelernt, besser damit umzugehen. Das war ein Prozess für mich. Ich liebe es Fußball zu spielen und will immer auf dem Platz stehen, Spiele gewinnen und erfolgreich sein. Wenn ich das nicht darf, tut es schon weh. Diese Frustration zu akzeptieren, beiseitezuschieben oder sogar in Energie umzuwandeln – das fiel mir früher deutlich schwerer als heute. Was die Sicht von außen angeht: Das hat mich noch nie wirklich interessiert. Ich versuche mich in guten wie in schlechten Phasen davon freizumachen. Ich bin sehr selbstkritisch und wichtig ist der Blick, den ich selbst habe, und was wir intern sprechen. Alles andere gehört dazu, sollte man aber nicht zu hoch ansiedeln. 

Richten wir den Blick nach vorne, es stehen noch fünf Spiele an. Wie geht Ihr das Saisonfinale an? 

Es ist eine geile Phase, die jetzt kommt. Es geht dem Ende zu und es stehen Entscheidungen an. Du siehst das Ziel und bist heiß darauf, das Ziel zu erreichen und den Erfolg zu holen, den du dir vorgenommen hast. Ich spüre in der Kabine und generell extremes Feuer und dass wir dem Ziel Woche für Woche näherkommen wollen. Am Sonntag haben wir die Chance, wieder ein besseres Gesicht zu zeigen als zuletzt.