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Yuichi Komano: „Diesen Moment werde ich nie vergessen“

21.3.2025

Gemeinsam mit drei U17-Spielern hospitierte Yuichi Komano in den vergangenen Tagen beim 1. FC Köln. Der ehemalige japanische Nationalspieler ist mittlerweile Nachwuchstrainer beim FC-Partnerverein Sanfrecce Hiroshima und durfte im Zuge dessen in die Kölner Fußballkultur eintauchen. Im Interview mit fc.de sprach Komano über den Besuch, die Partnerschaft, aber auch über den japanischen Fußball und seine Spielerkarriere.

Hallo Yuichi, wie hat Euch die Zeit in Köln gefallen und was nimmst Du aus den Tagen mit?

Es war eine sehr aufschlussreiche Zeit. Meine Jungs konnten gut mithalten, aber die Qualität ist in Deutschland noch ein Stück besser als in Japan. Es war interessant bei den Spielen und Trainingseinheiten zuzuschauen. Mir ist aufgefallen, dass wir in Japan mehr an der Gruppen- und Mannschaftstaktik arbeiten. In Deutschland wird mehr individuell gemacht, das war ein großer Unterschied.

Ihr durftet am Samstag den Heimsieg gegen Darmstadt miterleben. Wie hat es Euch gefallen?

Die Atmosphäre im Stadion war beeindruckend. In Hiroshima ist das Stadion zwar auch meist ausverkauft, wir haben aber nur eine Kapazität von 25.000 Plätzen. Die Jungs träumen jetzt, auch irgendwann mal im RheinEnergieSTADION auflaufen zu können.

Sind Dir im Stadion Unterschiede zwischen Deutschland und Japan aufgefallen?

Die Intensität im Zweikampf ist ganz anders. Der Schiedsrichter lässt auch viel mehr laufen. Davon profitiert die Stimmung im Stadion, die Fans waren unglaublich. Die Fanszenen in Deutschland sind viel größer. Dazu sind die Stadien in Japan oft nicht überdacht, hier hat man eine bessere Akustik. Beim FC sind auch auf den anderen Tribünen viele Menschen aufgestanden und haben geschrien, das gibt es bei uns gar nicht.

Wird die Bundesliga in Japan eigentlich verfolgt?

Die Bundesliga wird bei uns nicht stark verfolgt. Der Besuch hat meine Sichtweise aber verändert. Das Spiel hier ist schnell, es wird viel vertikal gespielt, das finde ich ziemlich interessant.

Im Gegenzug ist die J-League in Deutschland ebenfalls nicht sonderlich präsent, was macht den Reiz der Liga aus?

Wie gesagt wird in Japan mehr mit Gruppentaktik gespielt. Auch ohne den Ball wird im Team verteidigt, sodass viel weniger Duelle im Eins-gegen-Eins zustande kommen. Das kann auch interessant sein - vor allem für uns Trainer.

Durch prominente Wechsel wie von Lukas Podolski oder Andres Iniesta rückte die J-League kurzzeitig in den Fokus. Wie schafft man es, dass die japanische Liga auch abseits der Stars hier populärer wird oder ist der europäische Fußball dafür einfach zu übermächtig?

Dafür sind die europäischen Ligen wahrscheinlich zu groß. Wenn man aber einzelne Spieler nimmt, dann ist die Entwicklung sehr erfreulich. Viele japanische Spieler haben bei großen europäischen Clubs eine tragende Rolle inne. Da sind wir sehr stolz drauf und das muss auch weiter unser Weg sein.

Sanfrecce ist gut in die Saison gestartet. Was versprichst Du Dir von dieser Saison?

Wir hatten durch die asiatische Champions League direkt viele englische Wochen. Das war nicht einfach für die Mannschaft, trotzdem haben wir viele Spiele gewinnen können. Wir stehen in der Tabelle weit oben, das ist gut. Seitdem Michael Skibbe als Cheftrainer übernommen hat, spielen wir immer oben mit. Hoffentlich geht es genauso weiter.

Kommen wir zu Deiner Spielerkarriere. Du warst nicht zum ersten Mal in Deutschland. 2006 warst Du Teil des japanischen WM-Kaders. Wie war das Erlebnis damals für Dich?

Wir hatten im Vorfeld der WM in Leverkusen ein Testspiel gegen Deutschland. Mein Mitspieler hat sich in der ersten Hälfte verletzt, sodass ich eingewechselt wurde und eine Vorlage beisteuern konnte. Ich musste gegen Schweinsteiger, Podolski und Klose spielen. Das war ein einmaliges Erlebnis, weil wir auch gut mitgehalten haben. Leider konnten wir im Turnier an das 2:2 gegen Deutschland nicht anknüpfen.

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In der Gruppenphase war leider Schluss, weil das letzte Spiel gegen Brasilien verloren ging. Wie war es gegen die Weltauswahl um Ronaldinho, Ronaldo und Kaka zu spielen?

Wir hatten nur einen Punkt geholt und mussten somit gegen Brasilien gewinnen. Wir sind sogar in Führung gegangen und hatten dann natürlich Hoffnung auf ein Wunder. Durch das Tor haben wir aber gleichzeitig einen Knopf bei den Brasilianern gedrückt. Die Stars sind wach geworden, da konnten wir nicht mehr viel machen. Der Unterschied war noch zu groß.

Es war nicht deine einzige WM-Teilnahme, insgesamt hast Du 78 Länderspiele bestritten. Gibt es Spiele, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Als junger Spieler war das Testspiel gegen Deutschland eine wichtige Erfahrung. 2010 sind wir in Südafrika zwar weitergekommen, aber haben im Achtelfinale gegen Paraguay nach Elfmeterschießen verloren. Ich habe einen Elfmeter danebengesetzt, diesen Moment werde ich nie mehr vergessen.

Du hast eben von einem großen Unterschied gesprochen. In Katar hat Japan die Gruppe vor Spanien und Deutschland abgeschlossen. Wie siehst Du die Entwicklung im japanischen Fußball?

Dadurch dass die meisten Spieler mittlerweile in Europa spielen, wurde die individuelle Qualität enorm gesteigert. Unser Defensivverhalten ist deutlich besser als noch zu meiner Zeit. Das hilft bei den großen Turnieren.

Was ist in den nächsten Jahren noch möglich?

Unsere Defensive ist stark, da müssen wir offensiv nun nachziehen. Wir verlieren nie besonders hoch und sind immer nah dran. Wenn wir jetzt vor dem Tor noch gefährlicher werden, dann hat Japan eine große Chance auch mal ein Viertel- oder Halbfinale zu erreichen.

Für Euch geht es nun zurück nach Japan. Mit welchem Gefühl verlässt Du Köln und was sind die Vorteile der Partnerschaft zwischen den Clubs?

Der FC und Sanfrecce sind beide für ihre Jugendarbeit bekannt. Es ist schön, dass wir voneinander lernen können. Es war sehr lehrreich, zu sehen, wie der FC im Nachwuchsbereich arbeitet. Hier wird ein starker U17-Spieler auch mal in die U19 mitgenommen, das gibt es in Japan noch gar nicht, obwohl es sehr sinnvoll ist. Vielleicht führen wir dieses System jetzt auch bei uns ein. Für diese Details ist die Partnerschaft Goldwert.