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FC-Nachwuchs zu Besuch in der JVA Ossendorf

18.12.2024

Aufschließen, Abschließen, Aufschließen, Abschließen und wieder Aufschließen. Ein Justizvollzugsbeamter der JVA Ossendorf führt eine Gruppe von interessierten Besuchern durch die massiven Eisentüren der Trakte der Justizvollzugsanstalt, vorbei an den Zellen der Inhaftierten. Wie in einem Schleusensystem wird eine Tür sofort geschlossen, bevor die nächste geöffnet wird. Bei den Besuchern handelt es sich um fünf Nachwuchsspieler des 1. FC Köln. Gemeinsam mit der FC-Stiftung und Sascha Bigalke, Ex-Profi und Fokusspieler-Entwickler beim 1. FC Köln, haben Youssoupha Niang, Kian Hekmat, Fayssal Harchaoui und Gabriel Miocevic aus der FC-U19 und Etienne Borie aus der U21 des 1. FC Köln am Donnerstag, 21. November, die JVA in Köln-Ossendorf besucht.

Für mehrere Stunden bekamen die Talente des 1. FC Köln, angeführt von der Justizvollzugsbeamtin und ehemaligen FC-Spielerin Ileana Wünsche, ganz besondere Einblicke in den Gefängnisalltag der JVA Ossendorf. Die FC-Stiftung organisierte neben dem Rundgang zusätzlich einen sportlichen und direkten Austausch zwischen den Nachwuchstalenten und den männlichen Insassen in Form eines gemeinsamen Blindenfußballtrainings. Es war das erste Mal, dass männliche Fußballer des 1. FC Köln und männliche Inhaftierte der JVA Ossendorf in einen gemeinsamen Austausch traten. Regelmäßig besucht die FC-Stiftung die JVA Ossendorf mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Gemeinsam mit wechselnden Gruppen aus der FC-Familie bringt die FC-Stiftung Bewegung, Gespräche und Gemeinschaft hinter die Mauern der JVA. Die Partnerschaft begann mit den jährlichen Besuchen der FC-Frauen, die bis heute fortgesetzt werden.

Der Rundgang für die Spieler begann in der Werkstatt der JVA. Hier haben Häftlinge, die einen längeren Vollzug absitzen, die Möglichkeit zu arbeiten. Außerdem wurde den Talenten der U19 und U21 der Gefängnishof gezeigt, auf dem die Insassen jeden Tag eine Stunde Freigang abhalten. Zwei der Inhaftierten hatten sich zudem bereiterklärt, den FC-Talenten ihre Zellen zu zeigen. Auf engstem Raum entdeckten die Jungs Fotos, alte Filme und Bücher. Die FC-Talente stellten viele Fragen, beispielsweise, wie häufig die Inhaftierten per Telefonat oder durch Besuche Kontakt zur Außenwelt halten können, oder welche Straftaten begangen wurden.

Der Höhepunkt des Ausflugs ereignete sich am Nachmittag in der Turnhalle des Gefängniskomplexes. Auf dem Plan stand eine Blindenfußballeinheit, durch die beide Seiten Barrieren und Vorurteile abbauten, Vertrauen lernten und soziale Kompetenzen förderten. Maßnahmen, die bei der Resozialisierung der Inhaftierten helfen sollen. Etwas eingeschüchtert von der Kulisse trafen die fünf Nachwuchsspieler auf 13 männliche Insassen im Mittelkreis der Sporthalle. Auch als die Sportler Augenmasken aufsetzen sollten, um Blindenfußball zu spielen, machte sich erst etwas Skepsis auf den Gesichtern aller Teilnehmenden breit. Doch unter der Anleitung der FC-Stiftung wurde für FC-Spieler, als auch für die sportbegeisterten Inhaftierten schnell klar, dass ohne den Sehsinn der sportliche Wettkampf nur durch das wortwörtlich blinde Vertrauen in die anderen Mannschaftskollegen möglich ist. Schnell wurde vergessen, dass der Gegenüber eigentlich fremd ist, der gerade ein Kommando zuruft.

Auch im Anschluss an das umkämpfte, aber faire Abschlussspiel mischten sich die beiden Gruppen und es begann ein reger Austausch zwischen den Sportlern. Nach rund drei Stunden verabschiedete sich die FC-Gruppe mit unzähligen Eindrücken und ohne jegliche Vorurteile von den Insassen der JVA Ossendorf.

Sascha Bigalke, Fokusspieler-Entwickler unterstrich die Bedeutung des Besuchs: „Als 1. FC Köln stehen wir in der Verantwortung, die Jungs nicht nur sportlich, sondern vor allem auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten. Der Besuch der JVA hat den Jungs eine andere Realität offenbart, die sie nachhaltig beschäftigt hat. Für uns alle war der Austausch auf Augenhöhe mit den Inhaftierten sehr wertvoll. Beeindruckend ist für mich persönlich auch die Arbeit der Justizvollzugsbeamten, die mit großer Freude ihren Beruf ausüben und den Menschen in der JVA auf dem Weg der Resozialisierung helfen.“

Im Anschluss an den eigentlichen Besuch organisierte die FC-Stiftung eine Reflexions-Sitzung für die FC-Nachwuchsspieler. Ileana Wünsche, Sport- und Freizeitkoordinatorin der JVA sowie Holger Zlobinski, JVA-Pressesprecher und Frank Deußen, Leiter des allgemeinen Vollzugs besuchten die Jungs am Geißbockheim. Nach einer Führung durch die Geschäftsstelle und den Nachwuchstrakt beschäftigten sich die JVA-Mitarbeitenden und FC-Spieler aufarbeitend mit dem Besuch der JVA. Es wurden Fragen beantwortet, weitere Hintergründe zu den Straftaten und dem Gefängnisalltag gegeben und Gedanken der Jungs besprochen. Die Spieler signalisierten, weiterhin an dem Projekt teilnehmen zu wollen.

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